Jana Fasbender

Wie bist du zum Musikmachen und zu den Mantras gekommen?

Eigentlich war das ein stetiger Prozess, der glaube ich schon damit anfing, dass mein Vater mir als Baby immer zum Einschlafen Lieder mit der Gitarre begleitend vorgesungen hat. Als Kind war ich lange sehr aktiv im Flötenchor.  Im Jugendalter habe ich angefangen,  mir mit der Gitarre von meinem Vater einige Akkorde selbst beizubringen und habe angefangen, Melodien und Texte dafür zu schreiben. Das hat mir damals schon viel Freude gemacht und war für mich eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken. Allerdings habe ich immer nur für mich alleine gespielt und gesungen.  Es gab dann während Studium und Ausbildung eine lange Phase, in der ich nur sehr sporadisch musiziert habe, bis zu einem Yoga-Musikfestival, das ich ca. 2010 besucht habe. Da bin ich in Kontakt mit der Mantramusik gekommen, die mich sehr berührt hat. Während einer Ausbildung zur Yogalehrerin habe ich dann selbst viele Mantras gesungen und mich dabei auf der Gitarre begleitet. Dabei sind eigene Mantramelodien entstanden und ich habe Freude daran gefunden, diese aufzunehmen und andere Instrumente einzubauen, von denen ich vorher teilweise gar nicht wusste, dass ich sie spielen kann. Die Aufnahmen sind dabei nicht in einem professionellen Tonstudio sondern in meinem Wohnzimmer entstanden. Es ist seitdem ein sich fortwährend weiterentwickelnder kreativer Prozess. 


Was ist deine Motivation neben deinem Job auch noch Musik zu machen?

Eine bewusste Motivation gab es eigentlich nie, ich habe mich eher vom kreativen Fluss treiben lasse. Ich denke, das Musikmachen ist aber neben Meditation und Yoga auch zu einem Ausgleich für mich geworden – und ist einfach ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner Lebenseinstellung. 


Wie war das denn als ein Lied, das du geschrieben hast zum ersten Mal öffentlich gesungen wurde?

Das war in einem großen Yogacenter. Den Mantratext hatte ich ja nicht selbst geschrieben, denn die  Mantras sind ja uralte feststehende sich wiederholende Wortfolgen in Sanskrit. Aber die Melodie war eine eigene und ich habe das Mantra auf der Bühne als Kirtan im Wechselgesang gesungen und Gitarre dazu gespielt und war vollkommen berührt, dass der ganze Saal so schnell und laut mitgesungen hat. Der gemeinsame Klangraum, der dabei entstanden ist, diese Einheit des gemeinsamen Singens war sehr herzöffnend und ein besonderer Moment für mich.

Deine ersten Musikschöpfungen stammen ja aus dem Jahr 2012. 

Ja genau, das war während der Ausbildung zur Yogalehrerin. Da war ich insgesamt sehr glücklich über den dortigen integralen Yogaweg. Neben dem klassischen Hatha-Yoga wurde auch viel über Bhakti-Yoga und andere Aspekte von Yoga gelehrt und jeden Tag wurden Mantras gesungen. Dadurch, denke ich, konnte die Liebe zu den Mantras in mir weiter wachsen, und dann sind mir einfach Melodien „angeflogen“ gekommen.

Und durch die gleichschwingende und wundervolle Begegnung mit Manuela entstehen nun nochmal ganz andere Synergien und  Möglichkeitsräume, neue Melodien und Liedtexte entstehen und wachsen zu lassen. Das ist eine sehr schöne Erfahrung für mich, nun gemeinsam  zu musizieren und die Liebe zu den Mantras im Schaffensprozess direkt mit jemandem teilen zu können.


Beruflich bist du ja vor allem Psychologin und Psychotherapeutin tätig und bist leitende Ausbildungskoordinatorin an einem Ausbildungsinstitut für Psychotherapeuten - wie verbindet sich das für dich mit der Musik?

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich beides bisher noch nicht stark miteinander verbunden habe, aber das wäre mein Wunsch, beides mehr miteinander zu kombinieren, besonders im Rahmen von therapeutischer Arbeit. Da entstehen in mir aktuell einige Ideen, wie das möglich sein könnte und ich hoffe, dass sich daraus zukünftig z.B. Workshops oder andere Formen von therapeutischer Arbeit unter Einbezug des Mantrasingens bzw. Mantrahörens  ergeben werden.

Wie bist Du zu Achtsamkeit und Mitgefühl gekommen? Welche Vision hast Du da für dein berufliches Wirken?

Mit den Wegen der „Achtsamkeit“ beschäftige ich mich, seit ich vor ca. 25 Jahren angefangen habe, mich für Meditation zu interessieren. Über Vipassana-Meditationslehrer aus der buddhistischen Tradition bin ich auf das Thema Achtsamkeit gestoßen. Auch in der Psychotherapie spielt Achtsamkeit eine immer vordergründigere Rolle, daher bin ich auch in Studium und Ausbildung immer wieder damit in Berührung gekommen und war u.a. wissenschaftliche Hilfskraft in einem Forschungsprojekt zum Thema „Achtsamkeit und Mindfulness Based Cognitive Therapy“ an der Uni Bochum. Achtsamkeit und Selbstmitgefühl sind aus meiner Sicht sehr wichtige Wege im Rahmen von Psychotherapie und sie fließen überall in meine Arbeit mit ein. Die Begegnung mit Manuela inspiriert mich sehr, zukünftig hier noch einen größeren Schwerpunkt in meiner Arbeit zu legen, sowohl in Einzeltherapien, als auch der Arbeit mit Gruppen. Insbesondere, Menschen vermitteln zu dürfen,  liebevoller und mit mehr Selbstmitgefühl auf sich und ihr Leben zu schauen, ist mir ein großes Anliegen. Aus meiner Sicht ist dies ein ganz wertvoller Schlüssel, sowohl in der präventiven Gesundheitsförderung, als auch in der Arbeit mit Menschen, die sich in seelischen Krisen befinden.


Die von euch gesungenen Mantras kommen ja vor allem aus der hinduistischen Tradition. Was für eine Bedeutung haben diese Mantras für dich - vielleicht auch in deiner Rolle als Psychologin? 

Ich bin selbst atheistisch aufgewachsen. Ich hatte einerseits nie einen besonderen Bezug zur Kirche oder einer bestimmten Religion, habe mich aber andererseits schon immer sehr viel mit dem Thema „Glauben“ und Spiritualität beschäftigt. Mich hat auch schon immer sehr fasziniert, wie unterschiedlich die Religionen einerseits sind, aber welche Gemeinsamkeiten man andererseits überall finden kann. Die Annahme im Hinduismus, dass es sehr viele Gottheiten gibt oder zumindest mehrere in verschiedenen göttlichen Erscheinungsformen, weibliche wie männliche – und dass man dies auch in anderen älteren Kulturen (z.B. bei den Griechen oder Römern) findet, finde ich spannend und mag es, die religiösen Konzepte zu verstehen und zu vergleichen.

Aus psychologischer Sicht kann man darin z.B. bestimmte Archetypen wiederfinden. D.h. bestimmte Verkörperungen von Eigenschaften  in den einzelnen Göttern und Göttinnen, die man dann wiederum auch in jedem einzelnen Menschen wiederverkörpert sehen kann. Das ist evtl. ein Zugangsweg zu den Mantras: indem man sich mit den Aspekten der jeweils besungenen Gottheit verbindet und die Aspekte in sich selbst erforscht.

In der Psychotherapie gibt es neuerdings viele Ansatzwege, die mit „Selbstanteilen“ arbeiten, z.B. in der Ego-State-Therapie, d.h. so könnte man die Götter und Göttinnen auch als innere eigene Anteile auffassen, die einfach nach außen verkörperte Zustände des eigenen Selbst darstellen.


Was wünschst du dir, was eure Musik bei den Menschen auslöst?

Ich glaube, das Mantrasingen und Mantrahören kann einen sehr in Kontakt mit den eigenen Gefühlen bringen. Oft hetzen wir durch unseren Alltag ohne innezuhalten und wirklich hinzuspüren, wie es uns gerade geht, was unsere tiefen authentischen Bedürfnisse sind. Mantras laden uns ein, inne zu halten und dies wieder mehr spüren zu können. Dafür können sie ein Zugangsweg sein und das würde ich mir wünschen, dass unsere Musik dahin eine Tür öffnet.

AUSBILDUNGEN
  • Studium Psychologie (Dipl.-Psych.)
  • Psychologische Psychotherapeutin (Schwerpunkt Verhaltenstherapie, Approbation seit 2005)

 

FORTBILDUNGEN und Zusatzqualifikationen
  • Klärungsorientierte Psychotherapie
  • Ego-State-Therapie
  • Zusatzqualifikation Gruppenpsychotherapie
  • Zusatzqualifikation Kinder- und Jugendpsychotherapie
  • Zusatzqualifikation Entspannungsverfahren
  • Supervisorin, Dozentin und Prüferin in psychotherapeutischen Ausbildungsinstituten
  • Yogalehrerin (BYV)
  • Yin-Yoga-Lehrerin
  • Trauerbegleitung
  • Gruppenleiterin für Trancearbeit nach Felicitas Goodman
  • Achtsamkeitsbasierte Verfahren

 

VERÖFFENTLICHUNGEN (Auszug):
  • Fasbender, J. (2009).
Achtsamkeit in der Klärungsorientierten Psychotherapie. In: R. Sachse, J. Fasbender, J. Breil & O. Püschel (Hrsg.): Grundlagen und Konzepte Klärungsorientierter Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe, 202-231. 


  • Fasbender, J. (2011).
Praxis der Selbsterfahrung in der Klärungsorientierten Psychotherapie. In: R. Sachse, J. Fasbender, J. Breil & M. Sachse (Hrsg.), Perspektiven Klärungsorientierter Psychotherapie II, 68-79. Lengerich: Pabst.


  • Fasbender, J. (2014).
Emotionen, Affekte und das Konzept der Achtsamkeit. In: R. Sachse, T. Langens (Hrsg.), Emotionen und Affekte in der Psychotherapie, 138-155. Göttingen: Hogrefe.
  • Sachse, R. , Fasbender, J., Breil, J. & Püschel, O. (2009).
Grundlagen und Konzepte Klärungsorientierter Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
  • Sachse, R., Püschel, O., Fasbender, J. & Breil, J. (2009).
Klärungsorientierte Schemabearbeitung. Dysfunktionale Schemata effektiv verändern. Göttingen: Hogrefe. 


  • Sachse, R., Sachse, M. & Fasbender, J. (2010).
Praxis der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen: Klärungsorientierte Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen. Göttingen: Hogrefe.

"Das Singen ist die eigentliche Muttersprache aller Menschen: denn sie ist die natürlichste und einfachste Weise, in der wir ungeteilt da sind und uns ganz mitteilen können – mit all unseren Erfahrungen, Empfindungen und Hoffnungen."

Sir Yehudi Menuhin

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